Waschmittel - Einleitung
Was sind Waschmittel chemisch gesehen?
Waschmittel sind Stoffe, die als wesentliche Bestandteile waschaktive bzw. grenzflächenaktive Substanzen (so genannte Tenside), Stoffe zu Wasserenthärtung und Bleichmittel enthalten. Sie lassen sich somit in wässriger Lösung zur Textilreinigung verwenden.
Tenside gibt es in verschiedenen Formen, welche in vier Tensidklassen unterteilt werden:
- Anionische Tenside, deren oberflächenaktive Eigenschaften zurückzuführen sind auf eine anionische Gruppe wie —COO- oder —SO3-
- Kationische Tenside, deren oberflächenaktive Eigenschaften meist auf kationische Alkylammoniumgruppen (—NR3+) zurückzuführen sind
- Amphotenside, deren oberflächenaktive Eigenschaften meist auf zwitterionische Kopfgruppen wie Derivate des Glycerins zurückzuführen sind
- Nicht-ionische Tenside, deren oberflächenaktive Eigenschaften zurückzuführen sind auf Polyhydroxy- oder Polyetherstrukturen (z.B. Kohlenhydratbausteine oder Polyethylenglykolderivate)
» siehe auch: "Bau und Eigenschaften von Seifenmolekülen"
Historische Entwicklung von Waschmitteln
Die Entwicklung von Waschmitteln nahm ihre Anfänge mit einfachsten Mitteln, für die keine besonderen Kenntnisse von Nöten waren: In der Antike verwendete man lediglich Wasser und Reibung, um Schmutz aus der Kleidung zu entfernen; wenn überhaupt, legte man die Kleidung zum Trocknen in die Sonne, um den bleichenden Effekt des Sonnenlichts auszunutzen.
Im alten Rom war dann schon eine erste Form von Waschmittel bekannt: Man benutzte vergorenen Urin, welcher durch die Vergärung stark ammoniakhaltig war, um Wäsche zu waschen. Gut gerochen dürfte die Wäsche nach dieser Behandlung jedoch nicht haben.
Von den Sumerern ist als erstes Volk überliefert, dass sie aus Öl und Holzasche (also einem Fett und einem Alkali) eine seifenartige Substanz herstellten, die sie zum Waschen von Wolle verwendeten. Obwohl zwar auch schon die alten Ägypter erste Rezepte für Seife kannten, geht man davon aus, dass sie diese – wie auch z.B. die Alten Germanen oder die Gallier – nur für kosmetische Zwecke gebrauchten.
Bald entwickelte sich ein richtiges Handwerk um die Seifenherstellung, selbst wenn diese lange Zeit ein Luxusartikel blieb. Erst die Entwicklung chemischer Verfahren zur Herstellung von dem für die Verseifung von Fetten benötigten Soda durch Leblanc und Solvay machte Seife auch für die Normalbevölkerung erschwinglich.
Mit dem Lauf der Zeit veränderten sich natürlich auch die Rezepturen der Seife: Hatte man anfänglich noch auf Talg als Fettgrundlage gesetzt, verwendete man später vorwiegend Öle zur Seifenherstellung. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde schließlich auch der Vorteil von "sulfonierten Ölen", also Waschmittel auf Basis einer Sulfonat-Gruppe (—SO3-), gegenüber solchen mit einer Carboxylat-Gruppe (—COO-) erkannt, da diese nicht so empfindlich für die Wasserhärte sind.
Seit dem 20. Jahrhundert wurde Seife als Waschmittel vorwiegend in Kombination mit anderen Komponenten eingesetzt. Hierzu gehören vor allem Natriumcarbonatdecahydrat (Waschsoda, Na2CO3 · 10 H2O), Natriumsilikat (Na2SiO3) und Natriumperborat (NaBO2(OH)2 · 3 H2O). Während der 1950er Jahre wurde die Seife schließlich nach und nach durch Tetrapropylenbenzolsulfonat (TPS) ersetzt. Diese Chemikalie verursachte jedoch so gewaltige Schaumberge auf Flüssen und Seen, dass die biologische Abbaubarkeit der Waschmittel immer mehr in den Vordergrund trat: Daher müssen seit 1964 Tenside zu mindestens 80% biologisch abbaubar sein. Zudem wurden Enzyme den Waschmitteln hinzugefügt, welche für einen schnelleren Abbau von Fetten, Eiweiß und Stärke sorgen.
In den letzten Jahren ging die Entwicklung immer mehr in Richtung anorganischer Ionenaustauscher wie Zeolithe, die aufgrund ihrer Umweltverträglichkeit eine Wasserüberdüngung und somit die Eutrophierung von Gewässern verhindern sollen.